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Männer in der Pflege: Warum sie fehlen und was Arbeitgeber konkret tun können

Pflege zählt zu den wichtigsten und zukunftssichersten Berufen, und dennoch ist sie in Deutschland nach wie vor eine Frauendomäne. Der Männeranteil liegt aktuell bei rund 18 %, obwohl der Fachkräftemangel in der Pflege immer dringlicher wird.

Mehr Männer in der Pflege könnten nicht nur den Personalengpass entschärfen, sondern auch Teams stärken und die Patientenversorgung verbessern.

In diesem Beitrag erfahren Sie:

- Warum Männer in der Pflege unterrepräsentiert sind
- Welche Vorteile ein höherer Männeranteil bringt
- Was Männer am Pflegeberuf motiviert
- Welche Maßnahmen Arbeitgeber ergreifen können, um mehr Männer zu gewinnen und zu halten
Männer in der Pflege: Ursachen, Vorteile & Tipps für Arbeitgeber
13:09

Inhaltsverzeichnis

    Wie viele Männer arbeiten aktuell in der Pflege? – Zahlen, Trends & Fachbereichsunterschiede

    Pflegeberufe sind in Deutschland nach wie vor stark weiblich geprägt. Rund 82 % der Beschäftigten sind Frauen. Nur etwa 18 % der Pflegekräfte sind männlich. 

    Dieser Anteil ist jedoch in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Vor allem bei den neuen Auszubildenden zeichnet sich ein positiver Trend ab: 2022 waren knapp 25 % der Berufseinsteiger männlich, 2023 stieg dieser Wert auf 27 % (destatis.de, destatis.de).

    Die Verteilung variiert deutlich zwischen den einzelnen Pflegebereichen (Broschüre: Modern Men Do Care). Männer sind überdurchschnittlich häufig in technisch geprägten Bereichen wie Intensivpflege, Anästhesie oder OP tätig – Bereiche, die weniger von traditionellen Klischees belastet sind.


    Beispielhafte Männeranteile in Pflegebereichen:

    • Altenpflege: ca. 18 %
    • Gesundheits- und Krankenpflege: ca. 20 %
    • Intensiv-/Akutpflege (z. B. Intensivstation, OP): über dem Durchschnitt
    • Kinderkrankenpflege: deutlich unterdurchschnittlich

    Insgesamt gibt es in Deutschland über 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte Pflegekräfte (Stand 2023 – Statistik Arbeitsagentur). Auffällig ist, dass der Männeranteil bei jüngeren Pflegekräften etwas höher liegt als bei älteren. Das deutet darauf hin, dass sich langsam mehr Männer für diesen Beruf entscheiden – auch wenn sie weiterhin klar unterrepräsentiert bleiben.

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    Warum sind Männer in der Pflege unterrepräsentiert? – Die wichtigsten Ursachen

    Obwohl die Pflege zu den systemrelevanten und sinnstiftenden Berufen zählt, bleibt der Männeranteil in Deutschland niedrig. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von tief verankerten Rollenbildern über fehlende Vorbilder hin zu strukturellen Barrieren wie Bezahlung, Arbeitszeiten und gesellschaftlichem Erwartungsdruck. Die folgenden Punkte zeigen, warum sich viele Männer – trotz Interesse – gegen diesen Beruf entscheiden.

    Stereotype & Rollenbilder: Warum Pflege noch immer als „Frauenberuf“ gilt

    Pflegearbeit wird in Deutschland historisch als „typischer Frauenberuf“ wahrgenommen. Eigenschaften wie Empathie, Fürsorge oder emotionale Sensibilität gelten kulturell als weiblich, während Männern eher technische Kompetenz, Durchsetzungsstärke und Führungsqualitäten zugeschrieben werden.

    Diese fest verankerten Rollenbilder prägen schon die frühe Berufsorientierung. In der Realität bedeutet das: Jungen hören selten, dass Pflege ein möglicher Karriereweg für sie ist. Stattdessen werden technische Berufe oder handwerkliche Ausbildungen empfohlen. 

    Die Folge: Viele Männer können sich schlicht nicht in einem stark weiblich dominierten Berufsfeld sehen.

    Fehlende männliche Vorbilder: Das Unsichtbarkeitsproblem in Medien & Recruiting

    Männliche Pflegekräfte sind in den Medien, in Ausbildungsbroschüren und auf Karriereseiten unterrepräsentiert. Das verstärkt den Eindruck, dass Pflege ein Beruf „für andere“ ist. Wer als junger Mann keinen Vater, Bruder oder Bekannten in der Pflege hat, hat oft kaum reale Einblicke in den Berufsalltag. 

    Auch wenn es männliche Kollegen gibt, werden diese in der öffentlichen Darstellung selten gezeigt – sei es in TV-Dokumentationen, Social-Media-Posts oder in der Werbung von Pflegeeinrichtungen. Ohne sichtbare Identifikationsfiguren sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Jungen den Beruf ernsthaft in Erwägung ziehen.

    Interesse ja – Einstieg nein: Gründe, warum Männer trotz Motivation abspringen

    Es gibt Männer, die grundsätzlich Interesse an Pflegearbeit hätten – etwa, weil sie gerne praktisch arbeiten, Menschen unterstützen oder sich für medizinische Themen begeistern. Dennoch entscheiden sie sich häufig dagegen. 

    Hauptgründe sind:

    • der vergleichsweise niedrige Verdienst, 

    • begrenzte Aufstiegschancen und

    • unattraktive Arbeitszeiten mit Schicht- und Wochenenddiensten 

    Zudem schrecken manche Männer vor einer Ausbildung zurück, wenn sie absehen können, dass sie in der Belegschaft eine deutliche Minderheit darstellen werden. Die Angst vor sozialer Isolation oder vor einer einseitigen Rollenverteilung (z. B. „Männer heben, Frauen reden“) spielt ebenfalls eine Rolle.

    Hinzu kommt der Umgang mit Intimität und Scham. Besonders junge Männer berichten, dass es anfangs Überwindung kostet, pflegerische Tätigkeiten an fremden, insbesondere weiblichen Körpern vorzunehmen. Die Angst, Missverständnisse zu provozieren oder als unangenehm empfunden zu werden, hält manche ab.

    Gesellschaftlicher Druck & Imageprobleme: Warum Pflege oft unterschätzt wird

    In vielen Familien – und oft auch im eigenen Selbstbild – existiert nach wie vor die Erwartung, dass Männer den Hauptverdienst sichern. Pflegegehälter liegen jedoch deutlich unter denen anderer technischer oder industrieller Berufe mit vergleichbarer Ausbildungsdauer. Dieses Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Druck und finanzieller Realität schreckt ab. 

    Gleichzeitig leidet der Pflegeberuf unter einem Imageproblem: In der öffentlichen Wahrnehmung wird Pflege oft auf körpernahe Routinetätigkeiten reduziert, während die medizinische Fachkompetenz und die Verantwortung, die Pflegekräfte tragen, kaum thematisiert werden (pflegenetzwer-deutschland.de). 

    Solche Darstellungen – in Medien, Filmen oder sogar in der Alltagssprache – sorgen dafür, dass Pflege als wenig prestigeträchtig gilt. Für Männer, die Wert auf Status und Anerkennung legen, ist das ein klarer Hinderungsgrund.

    Bildungspolitische Hürden: Wie Ausbildungssysteme Männer abschrecken oder gewinnen

    Bis vor wenigen Jahren war die Pflegeausbildung in Deutschland überwiegend schulisch-betrieblich organisiert. Sie galt im Vergleich zu akademischen Heilberufen wie Medizin als weniger prestigeträchtig. Männer mit Hochschulreife entschieden sich daher oft für ein Studium statt für eine Pflegeausbildung.Erst mit der Reform zur generalistischen Pflegeausbildung 2020 wurden alle Pflegebereiche in einem Berufsabschluss vereint. Die Ausbildung ist vergütet, ermöglicht Spezialisierungen und eröffnet durchlässige Karrierewege – hin zu Pflegemanagement oder Pflegewissenschaft. Diese Aufwertung könnte den Beruf für karriereorientierte Männer attraktiver machen.

    Welche Vorteile bringt ein höherer Männeranteil in der Pflege?

    Mehr Männer in der Pflege bedeuten nicht nur mehr Fachkräfte. Ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis hat messbare Vorteile für Patienten, Teams und Arbeitgeber.

    Gemischte Pflegeteams: So profitieren Patient:innen & Einrichtungen

    Ein Pflegeteam, das Männer und Frauen gleichermaßen umfasst, kann individueller auf die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen eingehen.

    • Mehr Wahlmöglichkeiten für Patienten: Manche männliche Pflegebedürftige fühlen sich bei intimen oder körpernahen Pflegesituationen wohler, wenn diese von einem Mann übernommen werden. Das kann den Pflegeprozess entspannter und respektvoller gestalten.
    • Höheres Vertrauen durch Vielfalt: Diversität signalisiert, dass Pflege keine Geschlechtergrenzen kennt. Das wirkt professionell und inklusiv und baut mögliche Vorurteile bei Patienten und Angehörigen ab.
    • Kulturelle Sensibilität: In vielen Kulturen wird die Pflege durch gleichgeschlechtliche Betreuung bevorzugt. Gemischte Teams können daher gezielter auf kulturelle, emotionale und persönliche Anforderungen reagieren (‭→ kultursensible Pflege).

    Was männliche Pflegekräfte konkret ins Team einbringen

    Männliche Pflegekräfte bringen oft Kompetenzen und Eigenschaften ein, die den Pflegealltag ergänzen und bereichern:

    • Technische Affinität: Männer arbeiten überdurchschnittlich häufig in technisch orientierten Pflegebereichen wie Intensivstation, OP oder Anästhesie. Sie sind oft geübt im Umgang mit medizinischen Geräten, Monitoringsystemen und digitaler Dokumentation.
    • Körperliche Stärke: In Bereichen, in denen Patienten mobilisiert oder umgesetzt werden müssen, kann zusätzliche körperliche Kraft eine spürbare Entlastung für das gesamte Team sein. Das reduziert das Risiko von Überlastung und Arbeitsunfällen.
    • Alternativer Problemlösungsansatz: Unterschiedliche Sichtweisen auf Arbeitsabläufe und Patientensituationen können innovative Lösungen fördern. Erfahrungsberichte (z. B. auf krankenschwester.de)  zeigen, dass gemischte Teams oft konfliktärmer arbeiten, weniger zu Konkurrenzverhalten neigen und Herausforderungen pragmatischer angehen.

    Darüber hinaus können männliche Kollegen in herausfordernden Situationen – etwa bei aggressiven oder grenzüberschreitenden Patienten – für zusätzliche Sicherheit sorgen. Für viele weibliche Pflegekräfte bedeutet es eine Entlastung, wenn auch Männer im Team präsent sind.

     Warum mehr Männer den Pflegenotstand abmildern können

    Der Pflegesektor steht vor einem massiven Fachkräftemangel. Derzeit schöpft die Branche ihr Potenzial nur aus rund der Hälfte der Bevölkerung. Mehr Männer in der Pflege würden den Pool an Fachkräften deutlich erweitern und helfen, offene Stellen schneller zu besetzen. 

    Darüber hinaus kann Vielfalt den Beruf insgesamt attraktiver machen, weil er nicht mehr so stark einem einseitigen Rollenbild unterliegt. Das kann auch mehr Nachwuchs – männlich wie weiblich – anziehen. Langfristig bedeutet ein höherer Männeranteil also nicht nur mehr verfügbare Fachkräfte, sondern auch eine stabilere Versorgungssicherheit für Patientinnen und Patienten.

    Mehr Vorbilder, mehr Zufriedenheit: Warum Männer länger im Beruf bleiben

    Ein größerer Männeranteil bietet neuen und bestehenden männlichen Pflegekräften mehr Möglichkeiten, sich mit Kollegen zu identifizieren. Männliche Auszubildende und Berufsanfänger finden leichter Vorbilder und Mentoren, an denen sie sich orientieren können. Das steigert nicht nur die Motivation, sondern auch die Bindung an den Beruf. 

    Untersuchungen zeigen zudem, dass männliche Pflegekräfte im Durchschnitt ähnlich oder sogar etwas zufriedener mit ihrer Arbeit sind als ihre Kolleginnen und tendenziell weniger krankheitsbedingte Ausfalltage haben – ein deutlicher Hinweis darauf, dass Männer, die sich bewusst für diesen Beruf entscheiden, ihn mit Engagement und Freude ausüben.


    → Zusammengefasst bringen mehr Männer in der Pflege „Gewinn für alle“: Patienten profitieren von passgenauer Betreuung, Teams von mehr Vielfalt, Arbeitgeber von einem größeren Fachkräftepotenzial und die Männer selbst von besseren Entwicklungsmöglichkeiten in einem weniger einseitig geprägten Berufsfeld.

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    Was motiviert Männer, in die Pflege zu gehen?

    Auch wenn Männer in der Pflege noch unterrepräsentiert sind, gibt es viele, die sich bewusst für diesen Beruf entscheiden – und das aus guten Gründen. Neben spannenden fachlichen Herausforderungen spielen oft klare Karriereperspektiven, moderne Technik und der Wunsch nach sinnvoller Arbeit eine große Rolle.

    Intensivpflege & Technik: Pflegebereiche mit Männerpotenzial

    Besonders attraktiv für viele Männer sind spezialisierte Bereiche wie Intensivpflege, Anästhesie oder Notfallmedizin. Hier geht es nicht nur um direkte Patientenversorgung, sondern auch um den Einsatz komplexer Medizintechnik, schnelles Handeln und Teamarbeit unter hohem Druck. 

    Gleichzeitig hat die Digitalisierung die Pflege stark verändert: Digitale Patientendokumentation, telemedizinische Anwendungen und spezialisierte medizinische Geräte sind heute fester Bestandteil des Berufsalltags. Männer mit technischem Interesse oder IT-Affinität finden hier ein spannendes Aufgabenfeld, in dem sie ihre Kompetenzen gezielt einbringen und kontinuierlich weiterentwickeln können.

    Karriere- und Aufstiegschancen in der Pflege – weit über den Stationsalltag hinaus

    Wer mehr Verantwortung übernehmen will, findet in der Pflege zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten: von der Stationsleitung über das Pflegemanagement bis hin zur Lehrtätigkeit an Pflegeschulen.

    Auch akademische Laufbahnen sind möglich – etwa als Pflegepädagoge, Pflegewissenschaftler oder in der Forschung. Diese Karrierewege bieten nicht nur höhere Verantwortung, sondern auch bessere Verdienstchancen und Gestaltungsspielraum.

    Sinn & Wirkung: Warum Pflege für viele Männer ein erfüllender Beruf ist

    Viele Männer suchen bewusst nach einer Tätigkeit mit Sinn und gesellschaftlicher Relevanz. Die Pflege bietet genau das: direkte Unterstützung für Menschen in oft existenziellen Lebenssituationen, sei es in der Akutversorgung, Langzeitpflege oder Rehabilitation. Der Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten ist unmittelbar spürbar und wird von vielen als zutiefst erfüllend beschrieben.

    Die Motivation, anderen zu helfen, kennt dabei keine Geschlechtergrenze. Männliche Pflegekräfte in unserem Sozialen Netzwerk berichten, dass sie stolz darauf sind, in einem Beruf zu arbeiten, der Leben verändert, und sie genau diese Sinnhaftigkeit langfristig im Beruf hält.

    Tipp für Pflegekräfte: Tritt jetzt unserem Sozialen Netzwerk für Pflegekräfte bei und vernetze Dich mit anderen Pflegekräften.Teile Deine Erfolgsgeschichten, hole Dir Tipps für Weiterbildung und finde Gleichgesinnte, die Pflege neu denken wollen

    So gewinnen Arbeitgeber mehr Männer für Pflegeberufe

    Mehr Männer für die Pflege zu gewinnen, erfordert mehr, als nur offene Stellen zu veröffentlichen. Arbeitgeber müssen gezielt an Sprache, Darstellung, Arbeitsbedingungen und Zugangsmöglichkeiten arbeiten. Dabei geht es vor allem um geschlechtersensible Kommunikation, sichtbare Vorbilder, faire Strukturen im Arbeitsalltag und passgenaue Angebote für unterschiedliche Zielgruppen.

    Stellenausschreibungen, die Männer wirklich ansprechen

    Die Sprache und Gestaltung von Stellenanzeigen sollten Männer ausdrücklich einbeziehen und Klischees vermeiden. Betonungen auf Teamwork, Technik, Verantwortung und Karriereperspektiven wirken oft motivierender als reine Fürsorge-Argumente. 

    Neben der Bezeichnung „Pflegefachkraft (m/w/d)“ sollten auch “männerfreundliche Benefits” wie klare Aufstiegschancen, Weiterbildungen und flexible Arbeitszeitmodelle sichtbar genannt werden.

    Auch die Bildsprache zählt: Zeigen Sie Männer in Pflegeteams, verwenden Sie Zitate männlicher Pflegekräfte und vermitteln Sie in Wort und Bild, dass Männer im Beruf willkommen sind.

    Männliche Role Models sichtbar machen – vom Recruiting bis Social Media

    Vorbilder sind entscheidend, um Interesse zu wecken. Arbeitgeber sollten gezielt Testimonials, Interviews oder kurze Porträts männlicher Pflegekräfte auf der Karriereseite und in Social Media veröffentlichen.

    Dabei sollten Männer gezeigt werden, die Klischees durchbrechen – etwa Intensivpfleger, die gleichzeitig Familienväter sind, oder Quereinsteiger aus technischen Berufen.

    Kooperationen mit Schulen, Vereinen oder Veranstaltungen wie dem „Boys’ Day“ schaffen schon früh Berührungspunkte für Jungen mit dem Pflegeberuf.

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    Mentoring & Teamkultur: Männer langfristig binden und Klischees abbauen

    Ein strukturiertes Mentoring-Programm mit männlichen Mentoren erleichtert neuen Kollegen den Einstieg. Gleichzeitig sollten Führungskräfte darauf achten, dass im Alltag keine stereotypen Rollenverteilungen entstehen – Männer sind nicht automatisch nur für schwere Hebetätigkeiten zuständig, Frauen nicht nur für „Feinfühliges“. Eine offene, wertschätzende Teamkultur, in der Unterschiede anerkannt werden, fördert die langfristige Bindung.

    Einstieg erleichtern: Programme für Schüler, Quereinsteiger & Migranten

    Gezielte Ansprache kann neue Zielgruppen erschließen: Männer mit Migrationshintergrund, Quereinsteiger aus anderen Berufen und Schüler. Zweisprachige Informationsmaterialien, Kooperationen mit Migrantenorganisationen und Umschulungsprogramme erleichtern den Einstieg. Aktionen wie der „Boys’ Day“, Schulpraktika oder Projekte mit Sportvereinen zeigen Pflege als realistische und attraktive Option.

    Social-Media-Kampagnen mit männlichen Pflege-Influencern, Hashtag-Aktionen, YouTube-Videos oder Events mit authentischen Role Models machen den Beruf greifbarer und nahbarer. So können Berührungsängste abgebaut und ein modernes Bild der Pflege vermittelt werden.

    „Pflegeberuf der Zukunft“: Moderne Technik, Digitalisierung & neue Rollenbilder kommunizieren

    Das Job-Marketing sollte Pflege als High-Tech-Beruf mit Herz positionieren. Technik, Digitalisierung, Spezialisierung und fachliche Verantwortung sollten klar herausgestellt werden – ergänzt durch die emotionale Komponente, die den Beruf sinnstiftend und menschlich macht. Arbeitgeber, die diese Vision kommunizieren, sprechen nicht nur Männer an, sondern steigern die Attraktivität der Pflege insgesamt.

    Tipp für Arbeitgeber: Präsentieren Sie sich als attraktiver Arbeitgeber und bewerben Sie sich direkt bei qualifizierten Pflegekräften. Erstellen Sie jetzt Ihr Profil auf Care Rockets und erreichen Sie gezielt Fachkräfte, die zu Ihrem Team passen.

    Internationaler Vergleich: Männeranteil in der Pflege und Ausbildungssysteme

    Der geringe Männeranteil in der Pflege ist kein rein deutsches Phänomen – in vielen westlichen Ländern dominieren Frauen deutlich. Dennoch zeigen sich länderspezifische Unterschiede, die vor allem mit dem Ausbildungsweg, dem Berufsimage und kulturellen Normen zusammenhängen.

    Skandinavien: Akademische Ausbildung ohne großen Effekt

    In Norwegen und Schweden lag der Männeranteil 2022 bzw. 2016 bei rund 10 %, in Dänemark sogar nur bei etwa 4 %. Dabei ist die Pflegeausbildung in Skandinavien seit Jahrzehnten akademisiert und gilt als professioneller Studienberuf (wikipedia). 

    Trotz hoher Gleichstellungswerte bleiben die Berufe dort stark weiblich geprägt – kulturelle Rollenbilder wirken weiterhin, und Männer bevorzugen oft andere Berufsfelder. Bemerkenswert: Selbst gute Bezahlung im öffentlichen Dienst, wie in Dänemark, hebt den Männeranteil kaum.

    Niederlande und Italien: Spitzenreiter in der EU – mit attraktiven Karrierewegen

    Die Niederlande und Italien verzeichnen mit jeweils rund 23 % die höchsten Männeranteile in der EU (ec.europa.eu). Hier wird Pflege seit den 1970er- bzw. 1990er-Jahren an Hochschulen gelehrt und genießt ein vergleichsweise hohes Ansehen.

    In den Niederlanden trägt zudem die Ausweitung erweiterter Pflegerollen (z. B. Nurse Practitioners) zur Attraktivität bei, gerade für karriereorientierte Männer.

    In Italien und Spanien (20–25 % Männeranteil) könnte zusätzlich die historische Arbeitsmarktstruktur eine Rolle gespielt haben: Viele Pflegejobs entstanden zunächst in Krankenhäusern und Rettungsdiensten, die traditionell geschlechtsgemischter waren.

    USA & Großbritannien: Langsamer, aber stetiger Männerzuwachs

    In den USA ist der Bachelor of Science in Nursing Standard. Der Männeranteil bei Registered Nurses stieg von etwa 9–10 % (2020) auf rund 12 % (2023) – doppelt so hoch wie vor 20 Jahren (nursejournal.com). Männer sind dort besonders in spezialisierten und besser vergüteten Bereichen wie Anästhesiepflege oder Führungspositionen vertreten. 

    In Großbritannien liegt der Anteil seit Jahren bei rund 10–11 % (wordpopulationreview.com). Trotz Universitätsausbildung seit den 1990ern brechen traditionelle Geschlechterbilder nur langsam auf. PR-Kampagnen, Stipendien und gezielte Rekrutierung zeigen aber erste Erfolge.

    Afrika & Naher Osten: Kulturelle Faktoren für hohe Männeranteile

    In Saudi-Arabien sind rund ein Drittel der Pflegekräfte männlich. Hier wirkt die kulturell bedingte geschlechtergetrennte Versorgung. In Teilen West- und Zentralafrikas stellen Männer sogar die Mehrheit, was auf historische Entwicklungen wie die französische Tradition männlicher „infirmiers“ zurückzuführen ist (wordpopulationreview.com).

    Was Deutschland lernen kann?

    Akademisierung und Professionalisierung der Pflege können den Männeranteil steigern, sind aber keine Garantie. Wo kulturelle Rollenbilder stark verankert sind, bleiben Männer auch in hoch angesehenen Studiengängen unterrepräsentiert. 

    Entscheidend ist eine Kombination aus hochwertiger Ausbildung, attraktiven Karriereperspektiven, gezielter Ansprache und dem Abbau stereotyper Berufsbilder.

    Fazit: Pflege als Zukunftsberuf für Männer und Arbeitgeber

    Der niedrige Männeranteil in der Pflege ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis von Rollenbildern, fehlender Sichtbarkeit und strukturellen Hürden. Gleichzeitig zeigt sich: Wo Arbeitgeber gezielt ansprechen, Karrierewege aufzeigen und eine offene Teamkultur fördern, lassen sich mehr Männer für Pflegeberufe gewinnen – mit messbaren Vorteilen für Patienten, Teams und Einrichtungen.

    Mit der fortschreitenden Akademisierung, moderner Technik und attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten wird die Pflege für Männer zunehmend interessant. Wer jetzt handelt, sichert nicht nur den eigenen Fachkräftebedarf, sondern gestaltet aktiv die Zukunft eines Berufsfeldes, das Kompetenz, Vielfalt und Sinn verbindet.

     

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    FAQ: Häufige Fragen zu Männern in der Pflege

    Wie hoch ist der Männeranteil in der Pflege in Deutschland?

     Rund 18 % der Pflegekräfte sind männlich. Bei den Auszubildenden liegt der Anteil höher – 2023 waren es etwa 27 %.

    Was hält Männer davon ab, einen Pflegeberuf zu wählen?

     Hauptgründe sind Rollenklischees, das Image des Berufs, vergleichsweise geringe Bezahlung, unattraktive Arbeitszeiten und fehlende männliche Vorbilder.

    Welche Vorteile bringen Männer in Pflegeteams?

    Gemischte Teams arbeiten oft harmonischer, profitieren von unterschiedlichen Stärken und bieten Patienten mehr Wahlmöglichkeiten bei der Betreuung.

    Wie können Arbeitgeber gezielt Männer ansprechen?

     Durch geschlechtersensible Stellenausschreibungen, männliche Vorbilder in der Kommunikation, klare Karriereperspektiven und faire Teamkultur.

    Gibt es spezielle Projekte, die Männer für Pflegeberufe gewinnen wollen?

     Ja, etwa das Projekt Modern Men Do Care, das durch Schulaktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Mentoring gezielt Männer für die Pflege begeistert.

    Verdienen Männer in der Pflege mehr als Frauen?

    In tarifgebundenen Einrichtungen gilt Gleichbezahlung. Unterschiede entstehen höchstens durch Zulagen, Berufserfahrung oder Spezialisierungen.

     

     

    Autor:in
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    Denise Ni

    SEO-Managerin, Care Rockets GmbH

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    Denise Ni ist SEO-Managerin bei Care Rockets und bringt neben ihrer Expertise in der Content-Erstellung auch praktische Pflegeerfahrung aus fünf Jahren im Seniorenheim mit.

     

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