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Tattoos im Pflegeberuf – Unbedenklich oder problematisch?

Tattoos sind heute weit verbreitet. Statistiken zeigen, dass mittlerweile jeder vierte Deutsche tätowiert ist (statista). Aktuell scheint kaum eine Imagekampagne in der Pflege ohne Pflegekräfte mit sichtbaren Tätowierungen auszukommen. Doch handelt es sich dabei um tatsächliche Offenheit oder eine notgedrungene Reaktion auf den Fachkräftemangel? Wie steht es um Tattoos in der Pflege? Worauf sollten Pflegekräfte achten?

 

In diesem Beitrag beleuchten wir die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Akzeptanz im Berufsalltag und geben praktische Tipps für tätowierte Pflegekräfte.

Tattoos im Pflegeberuf: Hygiene, Akzeptanz und Vorschriften
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Inhaltsverzeichnis

    Tattoos in der Pflege: Was sagt das Gesetz?

    Tattoos sind im Pflegeberuf grundsätzlich nicht verboten. Es gibt keine gesetzlichen Regelungen, die Tätowierungen untersagen, und Diskriminierung aufgrund von Tattoos ist unzulässig. Gemäß Artikel 2 des Grundgesetzes hast du das Recht zur freien Entfaltung deiner Persönlichkeit. Das schließt auch das Recht ein, selbst über Tattoos zu entscheiden. Allerdings haben Arbeitgeber in der Pflege, wie auch in anderen Berufen, einen gewissen Ermessensspielraum und können interne Richtlinien festlegen. 

    Auch die Akzeptanz auf Arbeitgeberseite hat sich in den vergangenen Jahren enorm gewandelt, sodass sichtbar tätowierte Pflegekräfte, beispielsweise auf dem Unterarm, der nicht von der Kleidung bedeckt wird, keine Nachteile fürchten müssen. Vorausgesetzt natürlich, dass das Tattoo keine verstörenden oder verbotenen Motive enthält. Dennoch variiert die Toleranz gegenüber Körperschmuck je nach Einrichtung und ist mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt.

    Rechtlich gesehen stellt der Ausschluss einer tätowierten Bewerberin oder eines tätowierten Bewerbers keine Diskriminierung dar. Tattoos sind nicht im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) erwähnt. Arbeitgeber in der Pflege dürfen daher Kandidat:innen mit sichtbaren Tattoos ablehnen, insbesondere wenn diese sich an Händen, Hals oder im Gesicht befinden.

    Ein absolutes No-Go sind jedoch links- oder rechtsradikale, sexistische, menschenverachtende, gewaltverherrlichende oder entwürdigende Tätowierungen. Solche Tattoos sind nicht nur unprofessionell, sondern auch inakzeptabel und rechtfertigen eine Ablehnung durch den Arbeitgeber. 

    Neuer Call-to-Action

    Tätowiert im Dienst: Alltagserfahrungen und Herausforderungen

    Tattoos sind nicht nur Körperschmuck, sondern auch ein Ausdruck von Persönlichkeit und Individualität. Sie erzählen Geschichten, symbolisieren wichtige Lebensereignisse oder reflektieren persönliche Werte und Überzeugungen. Viele Pflegekräfte möchten sich von ihrem Beruf nicht in ihrer Selbstentfaltung einschränken lassen und tragen ihre Tattoos mit Stolz.

    Die Wahrnehmung von Tattoos in der Pflege

    Tattoos sind heute weitgehend akzeptiert, doch das war nicht immer so. Historisch wurden Tätowierungen oft mit Kriminalität und negativen Assoziationen verbunden. Erst in den 70er- und 80er-Jahren begannen Tattoos durch Medien und soziale Netzwerke an Popularität zu gewinnen.

    Eine Studie der Helmut-Schmidt-Universität zeigt, dass jüngere Menschen Tattoos positiver sehen, während ältere Menschen häufiger negativ reagieren. Es gibt kein einheitliches Konzept von „schön“ oder „hässlich“ für Tattoos, und die soziale Akzeptanz variiert, besonders bei älteren Menschen.

    In der Pflegebranche ändert sich die Wahrnehmung von tätowierten Pflegekräften ebenfalls. Viele Einrichtungen akzeptieren heute sichtbare Tattoos, solange sie keine beleidigenden Inhalte zeigen. Mehr noch: Aktuell scheint kaum eine Imagekampagne in der Pflege ohne Pflegekräfte mit sichtbaren Tätowierungen auszukommen.

    Vielfältige Gruppe von Pflegekräften in Kasacks, einige mit Tattoos, lächelnd und gemeinsam posierend im Krankenhaus.

    Wie reagieren Pflegebedürftige auf tätowierte Pflegekräfte?

    Tätowierte Pflegekräfte können unterschiedlich auf ihre Patient:innen wirken. Die Wahl der Motive spielt dabei eine wesentliche Rolle: neutrale und positive Tattoos können als guter Gesprächseinstieg dienen und das Vertrauen zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigen stärken.

    Tattoos haben oft eine persönliche Bedeutung, was zu interessanten Gesprächen mit den Pflegebedürftigen führt. Sie dienen als Eisbrecher und können helfen, schnell in Kontakt zu kommen. So wecken ausgefallene Motive häufig das Interesse der Pflegebedürftigen, führen zu vielen Fragen und angeregten Gesprächen und sorgen für Abwechslung im Pflegealltag.

    Jedoch ist auch Achtsamkeit gefragt: Ältere Menschen verbinden Tattoos möglicherweise noch mit negativen Klischees wie Kriminellen, Matrosen oder Rockern. Diese Assoziationen können – insbesondere im Bereich Altenpflege – zu Unsicherheiten führen, weshalb es wichtig ist, sensibel und respektvoll mit diesen Vorurteilen umzugehen. Ein offenes Gespräch kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und Vertrauen aufzubauen.

    Zudem sollten tätowierte Pflegekräfte die kulturellen Hintergründe ihrer Patient:innen berücksichtigen. In einigen Kulturen sind Tattoos weniger akzeptiert.

    Männliche Pflegekraft mit Armtattoos lächelt und interagiert mit einem älteren Patienten im Krankenhausbett

    Sind Tattoos in der Pflege hygienisch unbedenklich?

    In der Pflege ist Hygiene oberstes Gebot. Durch den engen Körperkontakt zwischen Pflegekräften und Patient:innen können leicht Krankheitserreger übertragen werden. Daher ist es den Beschäftigten der Pflege generell untersagt, Ringe, Armbänder oder Uhren während ihres Dienstes zu tragen. Teilweise ist auch das Tragen von langen oder künstlichen Nägeln untersagt, da sie ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen (rechtsdepesche.de).

    Tätowierungen gehören nicht zu diesen Beschränkungen und sind grundsätzlich erlaubt, da sie die Hygienemaßnahmen nicht beeinträchtigen. Das Robert Koch-Institut bestätigt, dass von reizlosen Tattoos im Pflegealltag keine besonderen Infektionsgefahren ausgehen.

    Anders ist es jedoch, wenn eine Tätowierung frisch gestochen oder entzündet ist. In solchen Fällen sollte dies unbedingt dem Vorgesetzten oder dem Betriebsarzt gemeldet werden, da eine infizierte Tätowierung theoretisch zur Übertragung von Krankheitserregern führen kann.

    Piercings, insbesondere im Hand- und Unterarmbereich, sind ebenfalls problematisch, da sie die korrekte Durchführung der Händehygiene behindern und ein Verletzungsrisiko darstellen können. Aus diesem Grund müssen Piercings im Gesicht oft entfernt oder abgeklebt werden, um sowohl die Eigengefährdung als auch das Infektionsrisiko zu minimieren.

    Tattoo-Träger im Pflegeberuf: Praktische Tipps und Tricks

    Tätowierungen sind heute weitgehend akzeptiert, auch im Pflegeberuf. Dennoch gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten, um ein professionelles Erscheinungsbild zu wahren und eventuelle Vorurteile abzubauen. Hier sind einige praktische Tipps für tätowierte Pflegekräfte:

    • Professionelles und gepflegtes Auftreten: Achte auf ein sauberes Erscheinungsbild und trage ordentliche Kleidung, die zu deinen Tätowierungen passt. Bedecke auffällige Tattoos bei Bedarf.
    • Selbstbewusstsein und Authentizität zeigen: Stehe zu deinem Körperschmuck, ohne ihn übermäßig zur Schau zu stellen. Zeige im Bewerbungsgespräch und im Arbeitsalltag Ehrlichkeit und Offenheit.
    • Kommunikation und Umgang mit Feedback: Reagiere gelassen und respektvoll auf negative Kommentare. Kläre Missverständnisse durch offene Kommunikation und erkläre bei Bedarf die Bedeutung deiner Tattoos.
    • Richtlinien und Hygienestandards beachten: Informiere dich über die spezifischen Richtlinien deiner Pflegeeinrichtung bezüglich Tätowierungen. Melde frische oder entzündete Tattoos deinen Vorgesetzten oder dem Betriebsarzt.
    Krankenschwester mit einem detaillierten Tattoo am Arm, trägt türkisfarbene Kasack und schreibt in einer belebten medizinischen Umgebung auf ein Klemmbrett.

    Best Practices aus Pflegeeinrichtungen

    After-Work Tattoo-Event beim Pflegedienst Kremer

    Der Pflegedienst Kremer veranstaltete ein After-Work-Event, bei dem Mitarbeiter:innen kostenlose Tattoos erhielten. Dies stärkte den Teamgeist und zeigte Wertschätzung für die individuellen Persönlichkeiten. Musikalische Unterhaltung, eine Tombola und Kinderbetreuung rundeten das Event ab.

    Dieses Event verbesserte die Mitarbeiterbindung und das Employer Branding, indem es die Anerkennung der Mitarbeiter:innen demonstrierte, den Zusammenhalt förderte und den Pflegedienst als attraktiven Arbeitgeber positionieren, der die Work-Life-Balance berücksichtigt.

    Tattoos für Pflegekunden bei Hamburg Care

    Bei Hamburg Care erhielt ein Pflegekunde, David N., ein neues Tattoo, das von einem Tätowierer aus dem Team gestochen wurde. Die Idee entstand durch die enge Beziehung zwischen dem Kunden und der Betreuungskraft. Der Tätowierer, Philip von „Kontrast Tattoo“, wurde aufgrund positiver Erfahrungen der Mitarbeiter:innen empfohlen. 

    Das Tattoo brachte nicht nur Freude für den Kunden, sondern stärkte auch das Vertrauen und die Bindung zwischen Pflegekräften und Kunden. Solche individuellen und herzlichen Gesten heben Hamburg Care von anderen Pflegeeinrichtungen ab und fördern ein positives Arbeitsklima sowie eine starke Kundenbindung.

    Fazit: Tattoos und die Pflegebranche

    Der Pflegemarkt wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Angesichts des Fachkräftemangels lehnen nur wenige Arbeitgeber Bewerber aufgrund ihres Äußeren ab. Dankbarkeit gilt jedem, der sich für die Pflege entscheidet. Es kommt darauf an, was man im Herzen und Kopf hat, nicht auf der Haut.

    Um Pflegeeinrichtungen zu finden, die einen offenen Umgang mit Tattoos haben, melde dich bei Care Rockets an. Hier kannst du Arbeitgeber kennenlernen, die deine Individualität schätzen und respektieren. Und das Beste: Die Arbeitgeber bewerben sich bei Dir.

     

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