Gleiches Gehalt für alle: Tarifpflicht für Altenpflegekräfte
Seit dem 1. September 2022 gibt es in der Altenpflege eine Tarifpflicht. Das bedeutet, dass Pflegeeinrichtung, um mit den Pflegekassen abrechnen zu können, entweder selbst tarifgebunden sind oder ihre Altenpflegekräfte mindestens in Höhe von in der Region anwendbaren Pflege-Tarifverträgen entlohnen (Bundesministerium für Gesundheit).
Ziel dieses sogenannten Pflegetariftreuegesetzes war es, die Vergütung von Pflegekräften und im Besonderen der Altenpflegekräfte zu verbessern. Während nämlich die meisten Pflegekräfte in der Krankenpflege nach Tarif bezahlt wurden, war nur rund ein Viertel aller Pflegeeinrichtungen in der Altenpflege tarifgebunden. Altenpflegekräfte waren in der Vergangenheit folglich deutlich schlechter bezahlt als ihre Kolleg:innen in der Krankenpflege.
Insgesamt führte die Tarifpflicht in der Altenpflege laut Bundesarbeitsministerium für Gesundheit zu Gehaltssteigerungen von durchschnittlich 300 € im Monat.
Ein Blick in die Praxis: Verdienen Altenpflegekräfte genau so viel wie Krankenpflegekräfte?
Dank des Tariftreuegesetzes verdienst du als Altenpflegefachkraft theoretisch genauso viel Pflegekräfte im Krankenhaus. Je nach Einsatzbereich kann es aber sein, dass du im Krankenhaus (z. B. auf der Onkologie oder neurologische Frühreha) auch ohne Fachweiterbildung in einer höheren Tarifgruppe eingestuft wirst (z. B. TVöD-P P8 anstelle von P7), da hier eine höhere Arbeitsbelastung zu erwarten. Ebenso sorgen Zuschläge wie z. B. Geriatrie-Zulage oder Intensivzulage für höhere Verdienstmöglichkeiten im Krankenhaus.
Es kann auch der Fall sein, dass du als examinierte Pflegekraft im stationären Bereich weniger Wechsel- oder Nachtschichtzulagen erhältst, da hier vermehrt, mit dem Einsatz von Hilfskräften, examiniertes Personal eingespart wird. Im Krankenhaus ist das schlechter möglich, da hier häufig eine höhere Verantwortlichkeit im medizinischen Know-how erforderlich ist.
Bestimmende Faktoren für das Gehalt in der Altenpflege
Die Gehälter in der Altenpflege unterliegen verschiedenen Einflussfaktoren. Zum einen bedingen externe Faktoren wie der Tarif oder das Bundesland was gehaltlich möglich ist. Überdies zahlen sich auch selbst beeinflussbare Faktoren auf das Gehalt aus, so wie Berufserfahrung, Weiterbildungen und Zuschläge.
Ausbildung
Das Gehalt als Altenpflegekraft hängt davon ab, ob du als Pflegehilfskraft (mit 200 Stunden Basis-Ausbildung) oder als Pflegeassistent mit ein- oder zweijähriger Ausbildung arbeitest. Pflegeassistenten verdienen aufgrund ihrer Ausbildung in der Regel mehr. Die jeweiligen Mindestlöhne sind nach Qualifikationsstufen gestaffelt und gelten einheitlich im gesamten Bundesgebiet.
Mindestlohn für Pflegehilfskräfte
Datum |
Höhe |
ab 01.05.2024 |
15,50 € |
ab 01.07.2025 |
16,10 € |
Für qualifizierte Pflegehilfskräfte (mit mindestens einjähriger Ausbildung und entsprechender Tätigkeit)
Datum |
Höhe |
ab 01.05.2024 |
16,50 € |
ab 01.07.2025 |
17,35 € |
Für examinierte Pflegefachkräfte
Datum |
Höhe |
ab 01.05.2024 |
19,50 € |
ab 01.07.2025 |
20,50 € |
Spezialisierung und Erfahrung
Mit wachsender Berufserfahrung wächst meist auch das Gehalt. → Stufen in den Tarifverträgen; (Tarife) Sie haben den Vorteil, dass man mit wachsender Berufserfahrung auch in der Eingruppierung der Stufen aufsteigt und somit mehr verdient.
Ähnlich wie in anderen Bereichen der Pflege bietet auch die Altenpflege verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Diese ermöglichen es, das Spektrum der eigenen Aufgaben zu erweitern, mehr Verantwortung zu übernehmen und führen dadurch auch zu einem höheren Gehalt.
Beispiele für Weiterbildungen:
- Praxisanleiter:in
- Psychiatrische Pflege/ Gerontopsychiatrische Pflege
- Außerklinische Intensivpflege
- Palliativpflege
- Pflegedienstleitung (PDL) oder Einrichtungsleitung
- Kultursensible Pflege
Regionale Einflüsse
Auch wenn die Mindestlöhne in der Pflege bundeseinheitlich gelten, kann es in der Praxis dennoch zu regionalen Gehaltsunterschieden kommen. Dies ist auch deutlich dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit zu entnehmen. So sind die Gehälter in Bayern und Baden-Württemberg tendenziell höher als in den neuen Bundesländern. Das liegt unter anderem daran, dass dort einzelne regionale Tarifverträge höhere Zahlungen vorsehen.
Tendenziell gehen höhere Gehälter aber auch mit höheren Lebenshaltungskosten einher. So erhalten Pflegekräfte im teuren München eine Ballungsraumzulage (Diakonie, München Klinik). Beschäftigte der Diakonie im Umkreis von München erhalten bis zu 270 € mehr. Hinzu kommen weitere 50 € im Monat pro Kind.
Gehaltsstrukturen nach Arbeitgebern und Tarifverträgen
Grundsätzlich gibt es staatliche, kirchliche und private Einrichtungen. Staatliche Einrichtungen sind üblicherweise an Tarifverträge gebunden, und auch kirchliche Einrichtungen orientieren sich meist an diesen, obwohl sich die verschiedenen Verträge durchaus unterscheiden können.
Die Tarifverträge bestimmen das Basisgehalt, abgestuft nach Position und beruflicher Erfahrung sowie die Zuschläge, beispielsweise für Schichtwechsel, Dienste an Feiertagen, nachts und am Wochenende.
Öffentlicher Dienst (TVöD)
Staatliche Einrichtungen richten sich nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst im Bereich Pflege und Gesundheit (TVöD-P). In der dazugehörigen Tabelle siehst du, dass du Berufseinsteiger:in in der Altenpflege in die Entgeltgruppe P7 Stufe 2 eingestuft wirst. Somit bekommst du ein Einstiegsgehalt von 3305 € brutto.
Quelle: TVöD-P, 01.03.2024 - 31.12.2024
Diakonie und Caritas
Die Diakonie, Caritas und der Paritätische Wohlfahrtsverband richten sich nach den Tarifverträgen, die in den Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) festgelegt sind.
Laut der AVR-Gehaltstabelle der Diakonie starten Altenpflegerinnen und Altenpfleger in der Entgeltgruppe 7 mit einem Anfangsgehalt von etwa 3611 € brutto.
Private Träger und Zeitarbeitsfirmen
Vor dem Tariftreuegesetz (2022) war es so, dass private Träger eigene Gehälter festlegen. Diese lagen in der Regel oft unter den Tarifen. Mittlerweile sind auch private Träger verpflichtet, die mindestens nach einem Tarif zu bezahlen.
Ein deutliches Gehaltsplus kannst du bei einer Anstellung in der Zeitarbeit erwarten. Der Stundenlohn für examinierte Altenpfleger:innen kann bis zu 30 % höher ausfallen als bei einer Festanstellung. Im Durchschnitt verdienen Altenpfleger:innen in Zeitarbeit etwa 45.000 €, aber auch 50.000 bis 55.000 € sind je nach Region und Qualifikation realistisch. Dies ergibt einen Stundenlohn von ca. 23 – 27 €.
Gehalt während der Ausbildung zum Altenpfleger:in
Wenn du dich für eine Ausbildung in der Altenpflege entscheidest, absolvierst du seit 2020 die sogenannte generalistische Pflegeausbildung. Diese löste die vormals separaten Ausbildungswege in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege ab. Du bekommst also dieselbe Ausbildungsvergütung, egal für welche Spezialisierung du dich entscheidest.
Auszubildende, die ihre Ausbildung in Einrichtungen des öffentlichen Dienstes beginnen, können sich am Tarifvertrag orientieren.
Mitunter ist es aus möglich, die Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren. Die Ausbildungen in Teilzeit zur Pflegefachkraft erstreckt sich über insgesamt vier Jahre, im Gegensatz zur regulären dreijährigen Vollzeitausbildung. Während der vierjährigen Ausbildung verpflichten sich die Auszubildenden zu einer Teilzeitarbeit von 75 %.
Zuschläge für Altenpflegekräfte
Zuschläge in der Pflege sind zusätzliche Vergütungen oder Aufschläge, die Pflegekräften für bestimmte Arbeitsbedingungen oder -zeiten gewährt werden. Diese Zuschläge sollen die besonderen Belastungen und Herausforderungen im Pflegeberuf ausgleichen.
Hierzu gehören Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagszuschläge. Sie unterscheiden sich in der Besteuerung vom regulären Gehalt. Denn solche Zulagen sind für Pflegekräfte vielfach steuer- und sozialversicherungsfrei.
Gehalt für Altenpflegekräfte in Zeitarbeit
Auch im Bereich der Altenpflege hab es in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg in der Zeitarbeit. Aus gutem Grund: Der Stundenlohn für examinierte Altenpfleger:innen fällt bis zu 30 % höher aus, als bei einer Festanstellung.
Mehr hierzu erfährst du in unserem Beitrag: Gehalt in der Zeitarbeit.
Auch wenn die Beschäftigung bei einer Zeitarbeitsfirma mit einem höheren Gehalt einhergeht, hat diese Beschäftigungsform auch ihre Nachteile – gerade in der Altenpflege. Vorteile und Herausforderungen kannst du hier nachlesen: Zeitarbeit in der Pflege: Die Vor- und Nachteile im Überblick.
Verhandlungstipps für ein besseres Gehalt
Nicht alle Einrichtungen sind an einen Tarif gebunden. Sie sind lediglich seit dem 1. September dazu verpflichtet, ein Gehalt in vergleichbarer Höhe zu zahlen. Bedeutet für dich: Du hast die Chance, dein Gehalt zu verhandeln. Steigende Berufserfahrung, absolvierte Weiterbildungen sind eine gute Grundlage zur Verhandlung.
Auch abseits von einer Gehaltserhöhung gibt es bestimmte Extras, die dir dein Arbeitgeber steuer- und sozialversicherungsfrei gewähren kann. Hierzu gehören etwa Zuschüsse für Kinderbetreuung oder Gesundheitskurse sowie Tankgutscheine.
Perspektiven für die Zukunft: Gehaltsentwicklung in der Altenpflege
Der Pflegeberuf, insbesondere in der Altenpflege, ist nicht nur eine Berufung, sondern wird zunehmend auch als attraktives Berufsfeld erkannt, was sich deutlich in der Entwicklung der Gehaltsstrukturen widerspiegelt. Seit der Einführung der Tarifpflicht 2022 hat sich das Gehalt von Altenpflegekräften spürbar verbessert, mit durchschnittlichen Steigerungen von etwa 300 € pro Monat. Diese Anpassung trägt dazu bei, die Lohnlücke zwischen Kranken- und Altenpflege zu schließen und die finanzielle Anerkennung der Altenpflegekräfte zu stärken (Quelle: IAB).
Der Bedarf an Pflegepersonal ist hoch und wird künftig noch drastisch steigen (Arbeitsmarktsituation in der Pflege). Es ist daher davon auszugehen, dass die Vergütung in der (Alten-) Pflege weiterhin im Fokus des Gesetzgebers steht.
Neben wettbewerbsfähigen Einstiegsgehältern machen Zuschläge und Zulagen die Altenpflege auch für Berufsanfänger:innen und Quereinsteiger:innen zu einem attraktiven Beruf. Zudem steigt das Gehalt automatisch mit der Berufserfahrung. Zahlreiche Weiterbildungen bieten die Chance, das Gehalt zu erhöhen und mehr Verantwortung zu übernehmen.
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