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10 Gründe, warum Pflegekräfte wirklich kündigen

“Nicht schon wieder eine Kündigung” mit diesen Worten beginnt leider allzu oft der Arbeitsalltag als Personalverantwortliche:r in der Pflege. Denn aufseiten der Arbeitgeber ist jede Kündigung, insbesondere wenn examinierte Kräfte gehen, eine Katastrophe. Denn was nun folgt, ist ein kräftezehrender Recruiting-Prozess.

Die Chance, schnellstmöglich einen qualifizierten Nachfolger:in zu finden, ist verschwindend gering. So dauert es laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 212 Tage, die Stelle einer examinierten Altenpflegefachkraft zu besetzen. 

Doch was sind die Gründe, warum Pflegekräfte kündigen? Wir durften über 17.000 unzufriedene Pflegekräfte dabei unterstützen, einen neuen Job in der Pflege zu finden. Die Gespräche mit den Pflegekräften zeigen: Die Gründe, warum Pflegekräfte kündigen, sind vielfältig:

Kündigung Pflegekräfte: Die Top10 der häufigsten Gründe
10:36

Inhaltsverzeichnis

    Überarbeitung

    Viel zu viele Überstunden, spontanes Einspringen für erkrankte Kolleg:innen und häufige Schaukeldienste so sieht der Arbeitsalltag vieler Pflegerinnen und Pfleger aus. Das Gefühl, ständig auf Abruf zu sein und nie zur Ruhe zu kommen, schlaucht. So ist nicht verwunderlich, dass Pflegekräfte deutlich mehr krankheitsbedingte Fehltage als andere Berufsgruppen haben.

    So waren Altenpflegekräfte 2021 durchschnittlich 25,8 Tage krankgeschrieben. Rund 12 Tage mehr als Berufstätige im Durchschnitt (Quelle: TK Gesundheitsreport 2022). Dabei fehlt es den Pflegekräften nicht an Verständnis für den Personalmangel, wohl aber für die mangelhaften Lösungen im Umgang mit Ausfallspitzen.

    Vielfach ist es auch der hohe Dokumentationsaufwand, der für überarbeitetes Pflegepersonal sorgt. Denn die Bürokratie erschwert nicht nur den Berufsalltag, sondern nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Das Thema Digitalisierung in der Pflege ist hier ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wünschen sich Pflegekräfte digitale Tools, die ihnen die Arbeit erleichtern. Andererseits fehlt es seitens der Arbeitgeber oft an Strategien, digitale Lösungen in die Praxis einzuführen. Dies hat zur Folge, dass gerade ältere Arbeitnehmer:innen ohne ausreichende Schulung Schwierigkeiten haben, diese zu nutzen.

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    Aber auch unklare Zuständigkeiten und mangelhafte Übergaben führen dazu, dass Pflegende an einen Punkt kommen, an dem für sie eine Kündigung unausweichlich ist. Denn wer ständig am Limit arbeitet, kann und will eines Tages nicht mehr. Eine zu hohe Arbeitsbelastung ist somit ein häufiger Grund, warum Pflegekräfte über einen Wechsel ihres Arbeitgebers oder sogar die endgültige Aufgabe ihres Berufs nachdenken. 

    Psychische Belastung

    Pflegekräfte sind mitfühlend, empathisch und unterstützend. Sie wünschen sich, dazu beizutragen, dass Menschen gut versorgt und betreut sind. Treffen diese Ziele auf ein Arbeitsumfeld, in dem Dauerstress und Zeitdruck auf der Agenda stehen, werden Pflegekräfte ihren Ansprüchen nicht gerecht. Denn gute Pflege bedeutet für sie, sich Zeit zu nehmen, zu trösten und da zu sein.

    Umfrage: Was Pflegekräfte an ihrem Job lieben

    Aber auch Patientenschicksale bringen viele Pflegende an eine Belastungsgrenze. Ist der psychische Druck eines Tages zu hoch, ist dies ein häufiger Grund, warum Pflegekräfte den Arbeitgeber wechseln.

    Pflegekraft hält sich de Bauch und schaut aus dem Krankenhausfenster

    Arbeitszeiten

    Dass ein Job in der Pflege kein 9-to-5-Job ist, weiß jede (angehende) Pflegekraft. Was unzufrieden macht, sind auch nicht die Schichtdienste, sondern kurzfristig geänderte Dienstpläne, nicht eingehaltene Absprachen und Überstunden am Fließband. Denn darunter leidet das Privatleben.

    Wer ständig damit rechnet, spontan einzuspringen oder für die Pflegedokumentation länger zu bleiben, hat es schwer, Termine im Privatleben zu planen und einzuhalten. Familie und Beruf sind unter diesen Bedingungen nur schwer zu vereinbaren.

    Viele Pflegekräfte hätten sich bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber auch ein stärkeres Mitspracherecht bei der Dienstplanung gewünscht. Denn ständig am Wochenende zu arbeiten, lange Phasen ohne freien Tag und Schaukeldienste machen unzufrieden.

    Entsteht dann noch der Eindruck, dass es immer dieselben sind, die in Fehlzeiten einspringen oder unbeliebte Dienste zugeteilt bekommen, ist das Maß schnell voll   Stichwort: Dienstplanungerechtigkeit

    Kurzum: Viele Pflegekräfte kündigen, weil sie sich mehr Flexibilität und Planbarkeit im Privatleben wünschen.

    Konflikte mit Vorgesetzten

    Konflikte am Arbeitsplatz gibt es in jeder Branche. Die Pflege stellt hier keine Ausnahme dar. Im Gegenteil: Aufgrund des Fachkräftemangels ist es für Führungskräfte in der Pflege besonders herausfordernd, auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen einzugehen. Fühlt sich eine Pflegekraft auf Dauer unfair behandelt oder nicht wertgeschätzt, lässt die Motivation nach.

    Aber auch persönliche Differenzen oder ein schlechtes Führungsverhalten sind ein Grund, weswegen Mitarbeiter:innen in der Pflege ihrem Arbeitgeber den Rücken kehren.

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    Konflikte im Team

    Gerade in der Pflege einer Branche, in welcher es um das Wohl von Menschen geht ist es wichtig, sich aufeinander zu verlassen und zusammenzuhalten. Folglich belasten Konflikte im Team den Arbeitsalltag enorm.

    Zwei Pflegekräfte mit Kaffeetassen, die verärgert aussehen

    Hier einige Beispiele für Konflikte im Team:

    • Konflikte zwischen alten und neuen Mitarbeiter:innen: Um Pflegekräfte zu gewinnen, bieten Arbeitgeber neuen Mitarbeiter:innen oft mehr als ihren Bestandskräften, z. B. einen Dienstwagen oder mehr Urlaubstage. Dies gefährdet die Akzeptanz neuer Mitarbeiter:innen im Team. Die Folge: Die Neuen kündigen, weil sie das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein und die Bestandsmitarbeiter:innen, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen.
    • Kulturelle Unterschiede: In Zeiten des Fachkräftemangels greifen viele Arbeitgeber auf ausländische Pflegekräfte zurück. Diese haben oftmals ein anderes Verständnis von Pflege oder sind andere Aufgaben gewohnt. Dies führt – ohne gegenseitiges Verstehen und Verständnis – oft zu Reibereien im Team.
    • Ärzt:innen und Pflegekräfte: Auch zwischen Ärzt:innen und Pflegepersonal kommt es oftmals zu Differenzen. Häufige Gründe für Konflikte: nicht klar definierte Zuständigkeiten, gegenseitiges Unverständnis oder mangelnde Wertschätzung.

    Das Gehalt passt nicht

    Geld ist nicht alles. Besonders in der Pflege, wo die meisten Arbeitgeber einem Tarif angeschlossen sind, ist das Gehalt meistens nicht der Haupt-Kündigungsgrund. Weicht das Gehalt allerdings deutlich von dem ab, was sie für den fordernden Job als fair wahrnehmen, macht dies unzufrieden – auch wenn sonst alles stimmt. Ist auch zukünftig nicht mit einem Gehaltsplus, z. B. nach Weiterbildungen, zu rechnen, bleibt als Alternative nur die Kündigung. Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass es sowohl regional als auch zwischen den verschiedenen Einrichtungen erhebliche Lohnunterschiede gibt. Auch ein Wechsel in die Zeitarbeit kann sich für Pflegekräfte aus monetärer Sicht lohnen (➔ Gehalt Zeitarbeit Pflege).

    Fehlende Option zur Weiterentwicklung

    Im Bereich Pflege gibt es zahlreiche Optionen, sich fortzubilden oder zu spezialisieren. Aber nicht jeder Arbeitgeber unterstützt seine Mitarbeiter:innen, zeitlich und finanziell dabei, diese wahrzunehmen. 

    Im Gegenteil: Vielfach ist es sogar so, dass Pflegekräfte in Eigeninitiative an Fortbildungen teilnehmen. Der erwartete Karrieresprung oder eine Anerkennung seitens des Arbeitgebers bleibt dann aber wider Erwarten aus.

    So werden Wundmanager häufig nicht für ihren neuen Aufgabenbereich freigestellt. Vielmehr führen sie diese Aufgaben zusätzlich zu ihrem „normalen“ Stationsdienst aus. So etwas frustriert. Wer das Gefühl hat, in einer beruflichen Sackgasse angekommen zu sein, sucht sich folglich neue Herausforderungen.

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    Private Gründe

    Manchmal sind es auch private Gründe, wie ein Umzug, Familienzuwachs oder die Pflege von Angehörigen, die eine Pflegekraft zur Kündigung bewegen. Manch ein:e Elternzeitrückkehrer:in merkt auch, dass sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beim derzeitigen Arbeitgeber als schwierig erweist.

    Hier könnten Unternehmen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten, der Option auf Teilzeit und Betreuungsangeboten gegensteuern, um Pflegekräfte zu halten.

    Wahrnehmung des Arbeitgebers im sozialen Kontext

    Pflegekräfte sind soziale Wesen und wünschen sich einen sozialen Arbeitgeber. Ein Kriterium, welches nicht jeder Arbeitgeber erfüllt. Wem das Wohl seiner Mitmenschen am Herzen liegt, nimmt es nicht einfach so hin, wenn der Arbeitgeber auf Kosten der Patient:innen, Ärzt:innen oder des Pflegepersonals Einsparungen vornimmt oder Unternehmensbereiche outsourct, um die Tarifbindung zu umgehen. Ein solches Verhalten lässt Pflegende überdenken, ob sie beim richtigen Arbeitgeber sind.

    Branchenwechsel

    Nicht immer liegen die Gründe für eine Kündigung beim Arbeitgeber selbst. Viele Pflegekräfte kehren nämlich nicht nur ihrem Arbeitgeber, sondern der gesamten Pflegebranche den Rücken.

    Überbürokratisierung, Frust und ein kilometerlanger Reformstau vonseiten der Politik sind Gründe, warum Pflegekräfte mit ihrer Berufswahl hadern. Für etliche ist es auch die geringe Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird, die das berüchtigte Fass zum Überlaufen bringt.

    Die gute Nachricht lautet allerdings: Viele ehemalige Pflegende können sich eine Rückkehr in die Pflege vorstellen, vorausgesetzt die Bedingungen stimmen.

    Fehlender Wertschätzung seitens des Arbeitgebers

    Fasst man alle diese Gründe für eine Kündigung zusammen, gelangt man immer wieder zur fehlenden Wertschätzung. Denn auch wenn die Pflege einen hohen gesellschaftlichen Wert hat, fehlt es ihr an Ansehen und Anerkennung von der Gesellschaft – und oft auch vom eigenen Arbeitgeber.

    Wer hat schon Spaß auf einen anstrengenden Job, der der Gesellschaft zugutekommt, wenn dieser noch nicht einmal der eigenen Einrichtung angemessen honoriert wird?

    Hier einige Zitate von Pflegekräften aus unserem Social Network:

    Kommentare von Pflegekräfte über mangelnde Wertschätzung seitens ihres Arbeitgebers

    Fazit: Die Motive, warum Pflegekräfte kündigen, sind vielfältig

    Ein Blick auf die häufigsten Kündigungsgründe von Pflegekräften zeigt: Es ist nicht das Gehalt, was Pflegekräfte zur Kündigung bewegt. Meist ist es eine Mischung aus mehreren Gründen. Nicht auf alles haben Arbeitgeber einen Einfluss, aber die meisten.

    Denn im Kern geht es Pflegekräften darum, ihren Job gutzumachen. Sie möchten gerne zur Arbeit gehen und Bedingungen vorfinden, die mit ihrem Privatleben sowie ihren beruflichen Zielen im Einklang stehen.

    Fakt ist aber auch: Viele Pflegekräfte sind mit ihrem aktuellen Arbeitgeber unzufrieden, scheuen aber den Aufwand, sich zu bewerben.

    Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass gute Arbeitgeber, die aktiv auch wechselwillige Kandidat:innen zugehen, hohe Chancen haben, diese für sich zu gewinnen.

    Eine besonders erfolgversprechende Strategie besteht darin, Wunschkandidat:innen direkt anzusprechen (Active Sourcing). Auf Care Rockets finden Sie über 35.000 (Stand: März 2024) registrierte Pflegekräfte, die wechselwillig sind. Worauf warten Sie noch?

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